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Schöne Frauen, winzige Regentropfen

Das „Internationale Jahr des Lichts“ nutzt der Fotoclub als Motto zu seiner aktuellen Präsentation im Rathaus.

Liederbach. 

Eigentlich hatte Brigitte Lehmann ihre Bilder für die Ausstellung schon ausgewählt. Da sie am liebsten Menschen fotografiert, passte das Motiv der Frau mit dem Kind auf dem Arm, das gleich links am Rathaus-Eingang hängt, gut dazu. Doch dann schaute die Oberurselerin, Mitglied im Liederbacher Fotoclub, die Motive der Gast-Aussteller aus der lettischen Partnerstadt Saldus durch. Sie entdeckte zwei Aktfotografien von Agris Robs unter den vielen Naturbildern. Da stand für Brigitte Lehmann fest: Ihr Foto einer jungen Schönheit in ähnlicher Pose muss sie ebenfalls noch präsentieren.

Und so hängen nun die beiden blonden Damen im ersten Stock des Rathauses dicht beieinander und laden den Betrachter zum Vergleichen ein. Auch Brigitte Lehmann rätselt bei der Eröffnung der Ausstellung des Fotoclubs zum Thema „Internationales Jahr des Lichts“ schon, welche Dame denn mit mehr Sex-Appeal in Pose gesetzt worden sei. Sie arbeite viel im Bereich der Aktfotografie, auch mit Paaren, verrät Brigitte Lehmann, die aus Düsseldorf stammt und beruflich in der Datenverarbeitung zu Hause ist. Im Liederbacher Club sei sie schon seit 30 Jahren – und hat sich meist auf den Menschen konzentriert. „Das ist mein Thema, die Natur sehe ich als Ergänzung.“

Edith Wohlfahrt hingegen setzt den Schwerpunkt anders. Im Dachgeschoss reiht sich eine beeindruckende Naturfotografie an die nächste. In Köln hat sie den kleinen Bambuslemur fotografiert, der sich scheu an seine Mama schmiegt. Es habe nur gut eine Viertelstunde gedauert, bis das kleine Tierchen ihr den Gefallen der schönen Pose tat, erzählt sie.

Im Regen ausgeharrt

Deutlich länger war sie bei Nieselregen mit ihrem Mann unter dem Regenschirm zu Gange. Mit einem speziellen Makroobjektiv plus Zusatzlinse wollte sie Regentropfen auf einem Grashalm ablichten – die Gefahr des Verwackelns sei dabei sehr groß, erklärt sie. Doch der Sulzbacherin ist ein ebenso anschauliches Bild gelungen wie dem Fotoclub-Vorsitzenden Welfhard Niggemann bei seinem Nieselregen gleich nebendran. Sie habe als Jugendliche ihre erste Klick-Kamera bekommen, erzählt Edith Wohlfahrt von ihren Anfängen, „die hatte ich mir gar nicht gewünscht“. Später lichtete sie ihre Kinder ab, und als die größer waren, kamen Tiere und Pflanzen an die Reihe.

Die Natur bestimmt das Bild dieser besonderen Ausstellung im Rathaus. „In der Genesis stand schon drin: Es werde Licht. Das haben wir umgesetzt“, führt Niggemann die Besucher kurz ins Thema ein.

Leonhard Kießling befasst sich mit seinen erläuterten Motiven im Erdgeschoss umfangreich mit dem Licht. Auch Bürgermeisterin Eva Söllner hat sich reichlich Gedanken zur Sache gemacht. „Überall spielt das Licht eine tragenden Rolle. Dementsprechend eignet sich kein anderes Naturphänomen besser dazu, Natur-, Geistes- und Kulturwissenschaften, Kunst und Religion, zu verbinden“, erzählt sie. Die Fotografie könne dabei helfen, solche Dinge besser zu verstehen. „So können wir hoffentlich den Erkenntnisgewinn der Fotografen zum dem unseren machen und damit die Welt, die sie eingefangen haben, besser verstehen“, sagt Eva Söllner und schickt gleich noch einen Wunsch hinterer: Sie möchte sich wieder ein Bild aussuchen, um die Galerie vor ihrem Büro zu ergänzen.

Der Bitte kommen Welfhard Niggemann und seine Kollegen sicher nach. Ebenso gerne, wie sie den Saldus Photo Club in ihre Ausstellung eingebaut haben. Das sei eine Premiere, freut sich der Vorsitzende. Die Gruppe in Lettland sei noch etwas lockerer als die in Liederbach organisiert, weiß er – und um einiges jünger, zwischen 20 und 40 Jahren alt. Deren Chef Haralds Filipovs hat zum Beispiel Landschaften, ein Piratenschiff und Lichtspiegelungen mitgebracht. Insgesamt 15 der 74 Bilder stammen aus Saldus. Die französische Partnerstadt Villebon sei leider nicht vertreten, bedauert Niggemann. Dafür sind die Liederbacher mit einem starken Team dabei: Neben Lehmann, Wohlfahrt, Kießling und Niggemann stellen noch Manfred Fischer, Klaus Liebnitzky und Gustaf-Adolf Thielen aus.

 

Geöffnet ist die Ausstellung im Rathaus am Villebon-Platz noch bis zum 11. November – und zwar während der üblichen Öffnungszeiten (siehe auch HK-Rubrik „Heute“). Der Fotoclub trifft sich immer dienstags um 20 Uhr im Vereinshaus, Feldstraße 6. Interessenten sind jederzeit willkommen. Infos gibt es unter (0 61 96) 2 76 87.

Von webmaster