Fotoclub Liederbach Manfred Fischer mimt das "Opfer", während Martin Schlüter mit dem Belichtungsmesser die Lichtverhältnisse für die große alte Kamera checkt und Welfhard Niggemann im Hintergrund für die Beleuchtung sorgt.

Mit der Kollodium-Nassplatten-Fotografie hat sich der Fotoclub jetzt befasst.

Liederbach. 

In der letzten Zeit erlebt mit der Kollodium-Nassplatten-Fotografie ein sehr altes fotografisches Verfahren eine Renaissance. Eine immer größer werdende Zahl an Fotografen experimentiert mit dieser uralten Variante und nutzt es für Porträtfotografie und Naturaufnahmen. Dazu gehören auch die aktiven Mitglieder des Liederbacher Fotoclubs. Insbesondere Martin Schlüter, der mit seinen 50 Jahren zu den Youngstern im Fotoclub gehört, hat für das alte Verfahren eine Leidenschaft entwickelt.

Sein Wissen hat er jetzt sowohl in der Theorie als auch in der Praxis weitergegeben an die anderen Hobby-Fotografen, die reichlich professionelle Ergebnisse vorzuweisen haben und auch das Bildmaterial für den neuen Bildband zur 1225-Jahrfeier geliefert haben. Deshalb haben auch einige Schwalbacher Hobbyfotografen aus dem dortigen Club gerne das Angebot angenommen, in das Nassplatten-Verfahren hinein zu schnuppern.

Vor zwei Jahren hat Schlüter, der schon lange ein Fan der Schwarz-Weiß-Fotografie ist, über das Internet-Auktionshaus Ebay eine gut 60 Jahre alte russische Platten-Kamera für 400 Euro ersteigert. Danach hat er angefangen, sich ausgiebig mit dem Nassplatten-Verfahren auseinander zu setzen. Im Fotolabor des Clubs hat er jetzt gezeigt, wie es funktioniert – nachdem sich Martin Fischer als geduldiges „Opfer“ zur Verfügung gestellt hat und sich ablichten ließ. Denn bei dem Verfahren, das vielen aus Wildwest-Filmen bekannt ist, muss das Model im Gegensatz zur modernen Digital-Fotografie vergleichsweise lange stillsitzen, damit die Aufnahme nicht verwackelt ist.

Das Verfahren wurde 1851 von Frederich Scott Archer und Gustave Le Gray entwickelt. Weil es einfacher und günstiger war als die zu dieser Zeit verbreitete Daguerrotypie, erfreute sich das nasse Kollodium-Verfahren sehr schnell großer Beliebtheit. Der Fotograf hatte allerdings, ähnlich wie jetzt Schlüter im Fotoclub, sehr viel Gepäck. Denn neben der großen Holzkamera und den Glas- sowie Aluminiumplatten musste er auch noch die entsprechenden Chemikalien mitbringen. Früher hatten die Fotografen sogar noch ein Dunkelkammerzelt dabei. Trotzdem revolutionierte die recht kurze Zeitspanne von nur rund 15 Minuten, in der sich die beschichtete Platte entwickeln lässt, vor gut 150 Jahren die Fotografie.

Das Verfahren an sich ist relativ einfach – abgesehen von der Chemie, die richtig angewendet werden will. Fertig präparierte Platten müssen von jedem Fotografen unmittelbar vor der Aufnahme angefertigt und sofort entwickelt werden. „Das macht ziemlich Flecken“, warnt Schlüter die anderen Hobbyfotografen in der Dunkelkammer davor, im Umgang mit dem Silbernitrat vorsichtig zu sein, das beim Nassplatten-Verfahren eine wichtige Rolle spielt. „Das Verfahren ist aber absolut im Trend“, so Schlüter. Experimenteller Fotografie ist derzeit eine Ausstellung in der DZ-Bank Frankfurt gewidmet.

(wom) fnp.
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